Wenn wir an unsere Lieblingsgeschichten denken, kommen uns schnell Figuren, bestimmte Handlungen oder Dialogzeilen in den Sinn. Das Setting, die erzählten Räume, nehmen wir hingegen oft nur im Hintergrund wahr. Dabei gibt es einige Möglichkeiten, Räume ins Storytelling einzubinden.
Wer das Setting bloß als austauschbare Kulisse nutzt, verkennt sein Potenzial. Denn Räume bieten eine großartige Gelegenheit, um getreu dem Motto »Show, dont’t tell« zu erzählen. Statt einfach zu behaupten, dass eine Figur chaotisch ist, kann man sie in ihrer unaufgeräumten Wohnung zeigen, wie sie nach dem Aufstehen erst einmal in ein Stück kalte Pizza tritt.
Aber nicht nur zur Bestärkung von Charaktereigenschaften ist das Setting nützlich. Auch ein Kontrast zwischen Figur und Raum kann reizvoll sein. Man denke nur an die Helden und Heldinnen aus all den Melodramen, in denen dem Freiheitsdrang und Widerstand gegen gesellschaftliche Konventionen enge Innenräume voller Rahmen und symbolischer Gitter gegenübergestellt werden.
Allgemein kann man das Setting im Storytelling für folgende Aspekte nutzen:
Figurenzeichnung
Wie bereits angedeutet, können Räume bestärkend oder kontrastierend eingesetzt werden. Wesentliche Fragen bezüglich der Figurenzeichnung sind:
- Wo hält sich die Figur oft auf?
- Von welchen Orten träumt sie? Wohin sehnt sie sich?
- Wie sind ihre persönlichen Räume eingerichtet?
- Mit wem teilt sie diese?
Stimmung
Nicht nur der Charakter, sondern auch das Erleben der Figuren kann sich in Räumen spiegeln und durch deren Darstellung hervorgerufen werden. Ein nächtlicher Wald, ein hektisches Büro, ein sonniger Platz in Rom – jeder Ort bringt eigene Stimmungen mit sich, die sich nicht nur auf die Figur, sondern auch auf die Leser auswirken.
Handlungsaufbau
Räume helfen dabei, das erzählte zu strukturieren. Erzähleinheiten können so leicht voneinander abgegrenzt oder miteinander verbunden werden. Ein Wechsel des Schauplatzes deutet meist auf eine Entwicklung der Handlung hin.
Symbolische Bedeutung
Zahlreiche Orte sind geradezu mit Bedeutung aufgeladen, sei es durch Mythen, Märchen oder andere Überlieferungen. Die Assoziationen, die an das Meer geknüpft sind, unterscheiden sich von denen, die wir mit dem Gebirge oder dem Wald verbinden.
Schauplätze wie Labyrinthe haben eine lange Geschichte und vermitteln ohne große Erklärungen Zustände wie Orientierungslosigkeit oder Kontrollverlust.
